von Stephanie Brunner
Am 21. September ist es endlich so weit. Der Koffer ist gepackt und es kann los gehen. Mit meiner Freundin Verena fliege ich für 2 Wochen nach Namibia. Wir haben nur den Flug gebucht; leben werden wir dort bei Gudrun Otto, einer deutschstämmigen Namibierin, die zur Zeit die Ugab Terrace Lodge in der Nähe von Outjo (ca. 400 km nördlich von Windhoek) aufbaut. Wir reisen quasi als „Test-Touristen“ ins Camp, das noch nicht ganzfertig ist. Wir sind sehr gespannt und lassen uns überraschen
Nach einem pünktlichen und reibungslosen Nachtflug (9,5 Stunden) erreichen wir am 22.09., 7.25 Uhr, Windhoek. Es ist warm und nachdem wir auf dem überschaubaren Flughafen unsere Koffer eingesammelt haben und durch den Zoll sind, erwarten uns Gudrun und ihr Mitarbeiter Simon mit einem Schild, auf dem unsere Namen stehen. Wir werden sehr herzlich empfangen und freuen uns, endlich angekommen zu sein.
Gudrun fährt uns mit ihrem Toyota-Jeep zunächst in das kleine, sehr hübsche Hotel „Trans Kalahari Inn“, das nur etwa 15 km vom Flughafen entfernt liegt. Dort bekommen wir ein reichhaltiges Frühstück, können uns duschen und ein wenig hinlegen. Gudrun erledigt inzwischen einige Dinge in Windhoek und holt uns nach ca. 3 Stunden im Trans Kalahari Inn wieder ab.
Dann fahren wir durch Windhoek, tauschen Geld (Namibian Dollar, Kurs 1 € = 9,5 N$), und ganz schnell raus aus der Stadt, von der wir alles in allem nicht sehr viel sehen. Auf dem langen Weg ins Camp macht Gudrun noch allerlei Einkäufe für ihre Belegschaft und uns. Auf der Fahrt sehen wir schon zahlreiche Tiere und kommen aus dem Staunen gar nicht mehr hinaus: Paviane, Warzenschweine, Springböcke und Kudus. Wir erleben einen traumhaften Sonnenuntergang und wissen: Dieses Land hat uns in seinen Bann gezogen
Gegen 22 Uhr erreichen wir das Camp. Wir beziehen unsere saubere und sehr liebevoll eingerichtete Hütte, mit Toilette und Waschbecken, in der wir uns gleich zuhause fühlen. Müde und erschöpft von der langen Reise und den vielen Eindrücken schlafen wir beide tief und fest.
Am 23.09. weckt uns der Koch Benjamin mit strahlender Laune und einem fröhlichen Lachen um punkt 7 Uhr. Er bringt uns Kaffee und Tee ans Bett und zeigt uns den herrlichen Sonnenaufgang. Uns hält nichts mehr im Bett – wir sind ja so neugierig auf das Camp und vor allem: DIE PFERDE !!!! Also schnell eine Katzenwäsche durchgeführt, die Kamera gepackt und die herrliche Morgenstimmung eingefangen. Die Pferde sehen toll aus. Sie sind super gepflegt, in einem guten Futterzustand und führen ein paradiesisches Leben. Sie bekommen rund um die Uhr Heu, immer frisches Wasser und leben in Boxenpaddocks. Oft dürfen sie auch frei auf dem riesigen Gelände umherstreunen.
bild2Alle Pferde kommen nachmittags freiwillig wieder in ihre Boxen zurück. Wir freuen uns schon darauf, die Pferde näher kennen zu lernen, aber zunächst wird ausgiebig gefrühstückt. Benjamin macht uns Spiegeleier und auch sonst fehlt es an nichts. Müsli, Aufschnitt, getoastete Brötchen, Obst, Marmelade, Honig – alles, was das Herz begehrt, wird uns von dem gutgelaunten Koch Benjamin und der lieben, etwas schüchternen Charlotte aufgetischt.
Nach dem Frühstück zeigt uns Gudrun die Lodge. Das Camp und die Stallungen liegen am Fuße des Elefanten-Hügels, die Lodge ist auf dem Hügel mit einem herrlichen Blick auf die Terrassenberge und das endlos weite Land. Vom Camp gelangt man nach einem 10-minütigen Fußmarsch zur Lodge hinauf. Die Lodge besteht aus einem Haupthaus mit Bar, Buffet, offenem Kamin, offener Feuerstelle, einer großen Terrasse mit einem atemberaubenden Blick.
Um das Haupthaus herum stehen 10 liebevoll bemalte und eingerichtete Steinhütten mit jeweils einem Zimmer mit WC und Dusche. Dann zeigt uns Gudrun die Stelle, wo der Pool in die Felsen gebaut wird. Wir staunen nicht schlecht. Hier im Pool zu liegen und die fabelhafte Aussicht genießen – wir meinen, es kann fast nichts Schöneres geben. Noch ist der Bau nicht ganz fertig, aber man kann sich jetzt schon vorstellen, dass es hier einmal das Paradies auf Erden sein wird …
Mittags wird es sehr heiß (ca. 33 Grad) und wir halten erst einmal eine Siesta. Danach, gegen 16 Uhr reiten wir aus. Ein kleiner Kennenlern-Ritt. Die Jungs haben die Pferde gerichtet, während wir noch kalte Getränke zu uns nehmen. Gudruns Pferde sind hauptsächlich Sattler, schöne mittelgroße gehfreudige und leicht-rittige Pferde.
Der Ritt um das Camp vermittelt uns einen ersten Eindruck von der herrlichen Gegend. Wir merken aber gleich, dass das Reiten hier in Namibia nichts für Anfänger ist. Man sollte schon so gut reiten können, dass man in der Lage ist, nebenher nach Bodenlöchern (durch Warzenschweine und Erdmännchen) Ausschau zu halten und die zahlreichen Dornenbüsche zu umreiten.
Muss man sich hier noch auf die eigene Balance konzentrieren, könnte man etwas überfordert sein. Aber auch für Anfänger bietet Gudrun Longen-Stunden auf ihrem Reitplatz an, in denen man sicher und ausgezeichnet ans Reiten herangeführt wird. Wir genießen unseren Ritt jedenfalls sehr und haben große Freude an den sehr fein gerittenen Pferden, die von Gudrun und Jaffit ausgebildet wurden. Hier haben sie wirklich gute Arbeit geleistet.
Am Abend sitzen wir zusammen mit Gudruns Familie (ihre Schwester Irene und ihr Neffe Heinz helfen beim Aufbau der Lodge tatkräftig mit) und den Nachbarn. Benjamin grillt uns feines Kudu-Fleisch und es wird geklönt und viel gelacht. Ein herrlicher Tag geht zu Ende.
24.09.2006
Wieder werden wir von unserem gut gelaunten Benjamin mit einer Tasse Kaffee und Tee geweckt. Nach dem Frühstück steigen wir gleich wieder auf die Pferde und erkunden zusammen mit Gudrun und den Jungs die Gegend. Es ist unbeschreiblich schön und die Pferde sind sehr gehfreudig, dabei aber gut zu zügeln. Der Traum eines jeden Reiters …
Gudrun schaut sich vom Pferd aus einen Platz auf ihrem Grundstück aus, wo sie ein Zelt-Camp errichten will. So bietet sie neben ihrer Lodge für den anspruchsvollen Gast, das Reitcamp für die Pferde-Freunde auch die Möglichkeit zu campen für den abenteuerlustigen Gast.
Nach der kategorischen Siesta brechen wir auf zu unserem ersten Ausflug. Wir fahren in den Norden, campen dort und besuchen dann die Himbas, ein Naturvolk, das noch sehr ursprünglich lebt und an seinen alten Traditionen festhält. Gudrun und ihre Crew haben alles bestens vorbereitet und so kann es gegen 16 Uhr losgehen. Die etwa 3-stündige Fahrt ist kein bisschen langweilig, denn jede Minute kann hinter irgendeinem Busch ein Tier auftauchen und so schauen wir gespannt und konzentriert in die Landschaft und entdecken wieder viele Tiere. Plötzlich platzt ein Reifen am Jeep, aber in Windeseile wechseln die Jungs den kaputten Reifen und die Fahrt kann weitergehen.
Kurz vor dem Dunkelwerden (gegen 19 Uhr) erreichen wir das Camp. Die Jungs schlagen die Zelte auf, das Feuer brennt und es kann gegrillt werden. Herrlich, dieses Leben in der Natur. Man kann sich bald schon gar nichts anderes mehr vorstellen. Mit einem Sundowner-GinTonic beenden wir in fröhlicher Runde einen weiteren herrlichen Tag…
5.09.2006
Um 7 Uhr kommt wieder Leben ins Camp. Benjamin weckt uns auch hier mit einem fröhlichen „Roomservice“ mit unserem Tee und Kaffee und der Tag kann beginnen. Als wir aus unserem Zelt kriechen (absolut Ungeziefer-sicher und mit richtigen, bequemen Matrazen ausgestattet), brennt das Feuer und Benny und Charlotte bereiten das Frühstück vor.bild2Wir duschen mit warmen Wasser unter freiem Himmel und können nicht fassen, wie schön es hier ist. Charlotte zeigt uns einen riesigen Tausendfüssler, der unbeirrt seines Weges marschiert. Wirklich faszinierend! Verena erinnert er zu sehr an eine Schlange, sie leidet nämlich an einer Schlangen-Phobie – bekommt aber während unseres gesamten Urlaubes keine einzige Schlange zu Gesicht. Diese Tiere ergreifen die Flucht, lange bevor wir die Chance haben, sie zu sehen. Ist vielleicht auch besser so!Auf dem Weg zu den Himbas besichtigen wir das nahe gelegene „Filmhaus“, das eigens für ein französisches TV-Team gebaut wurde, als diese einen Film über die Himbas gedreht haben. Es ist wirklich faszinierend. Dieses Haus ist direkt in den Felsen hineingebaut, Bäume stehen im Haus und die Aussicht ist überwältigend.
Gegen 16 Uhr erreichen wir das Himba-Hirtenvolk. Sie züchten im wesentlichen Rinder und Ziegen und führen ein halbnomadisches Leben. Je nach Jahreszeit ziehen sie mit ihren Herden zu den unterschiedlichen Wasserstellen. Bei den Himba haben Kleidung, Haartracht und Schmuck eine besondere Bedeutung und sind ein Teil ihrer Tradition und Kultur.
Schon den Neugeborenen hängt man Perlenketten um. Sind die Kinder etwas älter, so kommen Armreifen aus getriebenem Kupfer und Muscheln hinzu. Die stolzen Himba Frauen verwenden täglich mehrere Stunden für die Morgentoilette und Schönheitspflege. Der gesamte Körper wird mit einer Creme eingerieben, die aus ranzigem Butterfett und Ockerfarbe besteht. Hinzugemischt wird das aromatische Harz des Omuzumba-Strauches. Die Creme verleiht dem Körper einen intensiven rötlichen Glanz, der dem Schönheitsideal der Himba entspricht. Die Himba empfangen uns sehr nett, zeigen uns stolz ihre selbstgefertigten Schmuckstücke und ihre Flechtkunst. Wir werden in eine Hütte eingeladen, wo uns eine Himba-Frau ihr Reinigungs-Ritual vorführt. Da Wasser für die Himba sehr wertvoll ist, „vergäuden“ sie es nicht zum Waschen, sondern reinigen sich durch Räuchern. Es ist super interessant, Einblick in diese für uns fremdartige Kultur zu haben und wir sind sehr beeindruckt von diesem Nomadenvolk. Am Abend machen wir uns dann wieder auf die Rückfahrt zu Gudrun´s Camp und kommen dort nach 3 Stunden ohne Zwischenfälle müde und glücklich an.
26.09.2006
Nach dem Frühstück macht sich Verena auf zu einem Spaziergang auf den Elefanten-Hügel zur Lodge. Ich vertiefe mich in mein Reisetagebuch. Es ist ein ruhiger Tag und wir genießen die Stille. Nach der Siesta, gegen 16 Uhr reiten wir zusammen aus. Wir galoppieren ewig erscheinende Sand-Pisten, durchqueren den Leoparden-Damm und umreiten vorsichtig Dornenbüsche. Der Spähtrupp einer Pavian-Horde beobachtet uns vom Fels-Hügel aus. Die Jungs zeigen uns jede Menge Spuren. Es ist einfach immer wieder super spannend … Als wir beim Abendessen zusammen sitzen, erzählt uns Gudrun von dem Projekt „Helga´s Child Support“. Dabei geht es darum, den schwarzen Kindern eine faire Chance zu geben, lesen und schreiben zu lernen und damit ein gutes Leben zu ermöglichen. Gudrun fördert ihre Jungs und achtet darauf, dass sie selbstständig arbeiten und bestens versorgt sind. Ihre Mitarbeiter danken es ihr mit absoluter Loyalität und sehr viel Einsatz und Engagement. Den Pferdetrainer Jaffit, zum Beispiel, hat Gudrun aus dem Busch zu sich geholt, ihn ausgebildet und nun ist er ein hervorragender Bereiter ihrer Pferde, der mit ganz offensichtlichem Spaß und viel Können und Liebe zu den Tieren bei der Arbeit ist.
27.09.2006
Heute wird so richtig gefaulenzt. Wir schlendern zu der kleinen Wasserstelle auf dem Camp, wo die Jungs eine Beobachtungsstation aus Holz gebaut haben. Wir sitzen lange und ruhig und die Tiere lassen nicht auf sich warten. Da die Wasserstelle noch sehr neu ist, sehen wir in erster Linie Vögel, aber Kudus und Honigdachse haben sie auch schon aufgesucht, erkennt Gudrun anhand der Spuren. Es sollen später auch Essensreste ausgelegt werden, um noch mehr Tiere anzulocken.
Gegen 19 Uhr trifft unsere Freundin Sabine ein. Es ist ein großes Hallo und eine herzliche Begrüßung, denn Sabine ist bereits das 3. mal hier und wurde von ihrer „Familie“ sehnsüchtig erwartet. Wir grillen und klönen und zur Feier des Tages wird auch Rotwein getrunken, den Sabine mitgebracht hat.
28.09.2006
Nach dem Frühstück reiten wir gegen 10.30 Uhr los in die herrliche Landschaft um unser Camp. Wir besuchen die Nachbar-Farm, vorbei an Rinderherden und anderen Pferden, die uns neugierig hinterher schauen. Am späten Nachmittag fahren wir mit dem Pickup zur Lodge hinauf, um unseren Sundowner mit herrlicher Aussicht zu genießen. Oben angekommen, erleben wir ein echtes Naturschauspiel. Es braut sich ein Trockengewitter zusammen, was um diese Jahreszeit sehr oft vorkommt. Dabei stoßen die kühlen Westwinde vom Meer mit den heißen Ostwinden aus den Bergen zusammen, prallen aufeinander und bieten uns dabei dieses gigantische Licht.
Später sehen wir dann leider hinter dem nächsten Hügel einen Feuerstrahl. Ein Blitz dieses Trockengewitters hat in das nach der langen Trockenzeit völlig verdörrte Gras eingeschlagen und einen Flächenbrand ausgelöst. Die Jungs brechen in Windeseile auf, um zu löschen. Ausgerüstet mit Stöcken, an denen vorne Decken befestigt sind, fahren sie alle – in die Pickups und Jeeps gestapelt – zum Feuer, um es dann von hinten auszuschlagen und im Notfall ein entsprechendes Gegenfeuer zu legen. Wir Frauen bleiben im Camp und am Funkgerät und zelebrieren so ungewollt einen – trotzdem – netten Mädelsabend! Gegen 5 Uhr kommen die Jungs völlig erschöpft zurück und werden von uns mit Kaffee und Essen versorgt, bevor sie todmüde in ihre Betten fallen.
29.09.2006
Für heute hat sich kurzfristig Besuch angekündigt. Freunde von Gudrun aus Deutschland sind auf einer Rundreise durch Namibia und machen in unserem Camp Station. Gudrun räumt ihre Hütte für ihre Gäste und übernachtet im Zelt. Es ist wieder ein großes Hallo und wir sitzen lange und gemütlich zusammen. Leider lodert schon wieder ein Feuer und gegen 21 Uhr beschließen die Jungs, dass das Feuer nun zu nahe ist und brechen auf, um zu löschen.
Diesmal dürfen wir mitkommen und so brechen wir mit 2 Jeeps und einem Pickup voller Menschen auf, gefasst auf eine „heiße“ Nacht! Es geht mitten durch den unwegsamen Busch, um von hinten an das Feuer heranzukommen. Nach 1-stündiger Fahrt, erkennen wir, dass sich das Feuer von alleine todgebrannt hat und so bleibt uns die Lösch-Aktion erspart. Erleichtert kehren wir alle wieder zurück, trinken noch einen Kaffee und fallen dann ins Bett.
30.09.2006
Heute steht der Safari-Park „Mount Etjo“ auf dem Programm. Wir sind schon riesig gespannt, was uns dort erwartet … Durch die Buschfeuer ist alles etwas durcheinander geraten und so starten wir erst gegen 14 Uhr. Eigentlich wollten wir den Game Drive (Safari-Tour) um 16 Uhr mitmachen, schaffen es aber nicht ganz. Dafür sehen wir aber auf der Fahrt nach Mount Etjo mal wieder zahlreiche Tiere: Paviane, unzählige Antilopen, Warzenschweine, Giraffen, um nur ein paar zu nennen.
bild2Als wir in Mount Etjo ankommen, staunen wir nicht schlecht. Eine herrliche großzügige Lodge mit insgesamt 24 riesigen Zimmern, mit Whirlpool und Lounge im afrikanischen Stil eingerichtet und einer traumhaften grünen Gartenanlage mit Pool, direkt an einem See gelegen.
In dem See tummeln sich ein Flusspferd-Pärchen mit Nachwuchs, die zur Dämmerung aus dem Wasser zum Grasen kommen und uns damit einen Blick auf die beeindruckende Größe dieser Giganten ermöglichen. Flamingos, Reiher, Kormorane, Entenvögel, Springböcke, Impalas sind neben den Flusspferden nur einige der zahlreichen und vielfältigen Tierarten, die sich direkt um die Lodge tummeln. Nach dem super leckeren Abendessen (gegrilltes Fleisch, Salate, Kartoffeln, Reis und nicht zu vergessen das Dessert) wollen wir zu der Löwenfütterung ….
Mount Etjo hat ein riesiges Areal für die Löwen abgetrennt, wo sie dann einmal am Tag zugefüttert werden. Wir werden in einen halb-unterirdischen Bunker gebracht, der mit Sehschlitzen versehen ist. Vor uns – etwa 1 bis 2 m – liegt ein toter Esel. Die Löwen kommen brüllend herbeigestürmt. Uns läuft ein kalter Schauer über den Rücken, als sich diese riesigen prächtigen Tiere um das Fleisch balgen und innerhalb einer halben Stunde ist von dem Esel bis auf die Knochen und den Darm nicht mehr viel übrig. Es ist schon sehr beeindruckend, diese Tiere aus wirklich nächster Nähe beim Fressen zu beobachten. Manches Male wäre mir vor Schreck fast meine Kamera aus der Hand gefallen, wenn die Löwen plötzlich unvermittelt brüllen … Schwer beeindruckt von den Erlebnissen dieses Tages fallen wir mal wieder todmüde ins große Kingsize-Bett.
Um 6.30 Uhr wird gefrühstückt und um 7 Uhr sitzen wir im Jeep, bereit und höchst gespannt auf den Game Drive (Safari). Es ist noch sehr kalt, aber die Kamera ist gezückt … Und es übertrifft alle unsere Erwartungen. Wir sehen jede Menge Antilopen, Giraffen, Nashörner – sogar mit Jungen -, Paviane, Zebras, Strauße, Gnus, Riesentrappen, Sekretäre und viele andere Vögel, die ich leider nicht alle benennen kann (ich schwöre, vor meinem nächsten Namibia-Besuch, werde ich mich mehr damit auseinandersetzen). Die Landschaft hier ist wunderbar, wir erleben den Sonnenaufgang und das herrliche Licht, für das Afrika so bekannt ist. Man muss das einfach selbst gesehen haben …
Nach ca. 3 Stunden kommen wir zurück zur Lodge und sind voller Eindrücke, die es nun zu verarbeiten gilt. Für mich ist ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen, endlich einmal diese exotischen Tiere in freier Wildbahn zu erleben und nicht in dem traurigen Umfeld unserer Zoos. Wir sitzen noch ein wenig in der herrlichen Gartenanlage der Lodge und erzählen von unseren Erlebnissen. Am späten Nachmittag fahren wir zurück in Gudruns Camp. Wir empfinden es schon als richtige „Heimkehr“, als wir mit großem Hallo im Camp begrüßt werden. Wir sitzen noch lange zusammen und erzählen bevor wir mal wieder müde ins Bett fallen.
bild202.10.2006Nach dem Frühstück holt uns der 11 km weiter lebende deutschstämmige Nachbar, Hendrik, ab und zeigt uns die Felsmalereien auf seiner Farm. Die Malereien sind zwischen 500 und 5.000 Jahre alt. Genau sind diese Malereien noch nicht analysiert. Hendrik erzählt uns, dass diese Bilder Jagdszenen zeigen und auch viel über das Leben der Buschmänner aussagen. Es ist sehr interessant.
Nach der Siesta unternehmen wir einen herrlichen Ausritt in die nähere Umgebung des Camps. Wir genießen diesen Ritt auf unseren gehfreudigen und zuverlässigen Pferden sehr. Den Abend lassen wir wieder mit leckeren Kudu- und Hähnchen-Fleisch, Kartoffeln, Salaten und ein wenig Rotwein in geselliger und fröhlicher Runde ausklingen.
03.10.2006Heute erwartet uns ein weiterer Höhepunkt unserer Namibia-Reise: Der Etosha-Nationalpark! Der Besuch des Etosha National Parks gehört zu den Highlights einer Namibia Reise. Etosha umfasst eine Fläche von über 22000 qkm und wurde bereits 1907 von der Deutsch-Südwestafrikanischen Verwaltung zum Wildschutzgebiet erklärt.bild2Im Zentrum liegt eine ausgedehnte Salzpfanne, umgeben von Gras- und Dornsavannen, Mopane-Buschland im Westen sowie Trockenwald im Nordosten. Einstmals, vor rund zwei Millionen Jahren, gab es hier einen riesigen See, der durch den Kunene Fluss gespeist wurde und später durch Änderung des Flussverlaufs allmählich austrocknete. Die Pfanne ist nahezu immer trocken. Besonders im südlichen Teil des Parks liegen jedoch verstreut zahlreiche Wasserlöcher, Lebensgrundlage für den Wildbestand im Etosha National Park.
bild2Nahezu die gesamte Palette an afrikanischem Großwild ist im Park vertreten, und natürlich auch die “Großen Fünf”, Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard. Auf Grund einer per Flugzeug durchgeführten Tierzählung gibt es derzeit rund 250 Löwen im Park, 4000 Gnus, 8000 Oryx-Antilopen, 300 Nashörner, 2500 Giraffen, 6000 Zebras und über 2000 Elefanten. Und von den zierlichen Springböcken gibt es fast 20.000 Exemplare.Oft sieht man sie in riesigen Herden von mehreren Hundert Tieren. Der Nationalpark ist gut erschlossen. Wir erledigen zunächst ein paar Einkäufe, denn wir wollen im Restcamp Okaukuejo in einem Bungalow übernachten und dort auch grillen. Gegen 14 Uhr erreichen wir den Etosha Nationalpark und die Eindrücke überschlagen sich. Gleich zu Beginn steht ganz unvermittelt eine Giraffe direkt neben unserem Jeep. Gigantisch! Von den unzähligen Antilopen und Vogelstraußen ganz zu schweigen …
bild2Wir laden zunächst unsere Sachen im Bungalow ab, wo wir von den süßen Erdmännchen neugierig begrüßt werden und machen uns gleich auf den Game Drive. Endlich sehen wir sie: Elefanten! Riesige Giganten ganz nah! Atemberaubend! Im hohen Gras entdeckt Gudrun 8 nach oben gestreckte Riesen-Tatzen, ganz nahe der Schotterstraße, auf der wir fahren.
Da liegen 2 stinkfaule Löwen rücklinks im Gras und lassen sich durch nichts aus der Ruhe bringen! Unglaublich! Wir fahren weiter zur Wasserstelle und bestaunen dort und auf dem Weg dorthin endlos erscheinende Zebra- und Antilopenkarawanen, die in aller Ruhe zum Wasser hin- und wieder wegziehen. Wir bleiben eine ganze Weile an der Wasserstelle, uns durchströmt eine herrliche Ruhe und Zufriedenheit. Mitten in diesen riesigen Tierherden – es ist unbeschreiblich schön! Leider müssen wir vor Anbruch der Dunkelheit im Camp sein, sonst werden die Tore verschlossen … also kehren wir um zu unserem Bungalow.
Dort schmeißen wir das Feuer an (diesmal ohne unseren Koch Benjamin) und grillen uns Toasts und Kudu-Fleisch. Da kommt plötzlich ein Schakal an unser Feuer und bettelt uns an. Erinnert mich irgendwie an meinen Hund! Dieser Schakal kommt sehr nah dran, während seine etwas scheueren Kollegen in sicherer Distanz warten. Nach dem Essen marschieren wir an die beleuchtete Wasserstelle, wo sich Giraffen, Nashörner, Hyänen, Springböcke, Warzenschweine, Kudus, Zebras, Elefanten und allerlei Vögel ein munteres Stelldichein geben. Wir staunen und beobachten und sind zutiefst fasziniert. Ich beschließe, ich muss hier unbedingt noch mal herkommen. Es ist einfach gigantisch … Nur schwer trennen wir uns von der interessanten Beobachtungsstelle, aber langsam wird es doch frisch und wir sind todmüde. Zufrieden und glücklich fallen wir ins Bett und können unser Glück kaum fassen.
04.10.2006 In aller Frühe (7 Uhr) machen wir uns nach einer Tasse Kaffee auf zum Game Drive. Wir entdecken im Schatten unter einem Baum Löwen, in gewohnt fauler Pose. Wir fahren zur Wasserstelle im Norden und haben einen herrlichen Blick auf die Salzpfanne und riesige Zebra-, Gnu, – Straußen- und Springbockherden. Es ist faszinierend. Nach dem Frühstück fahren wir noch ein wenig durch den Etosha-Park, bevor es heißt: Abschied nehmen von dieser herrlichen Landschaft und den unzähligen Tieren. Nach etwa 2 stündiger Fahrt kehren wir gegen 18.30 Uhr ins Camp zurück.
05.10.2006 Ich fahre nach dem Frühstück zur Nachbar-Farm, um nochmals ein paar Fotos des malerischen Ugab-Trockenflusses zu schießen, denn hier wollen wir im April unseren Reit-Trail in Richtung Meer starten. Es wird eine große und eine kleine Tour geben, begleitet von einem Team, das dafür sorgen wird, dass es den Reitern und Pferden an nichts fehlen wird. Ich freue mich schon so sehr darauf, endlich wieder hier zu sein … Um 13 Uhr lodert das Feuer wieder auf, so dass alle wieder auf und davon fahren, um Schlimmeres zu verhindern. Dass das Feuer so hartnäckig ist, ist sehr ungewöhnlich, kommt wohl etwa alle 5 Jahre vor – na ja, da haben wir wohl Pech gehabt. Gegen 14 Uhr brechen wir dann auf, verabschieden uns von den Daheimgebliebenen und Simon fährt uns gen Windhoek. Wir sind sehr traurig und es fließen viele Tränen. An der Straße treffen wir nochmals alle Jungs und können sie zum Abschied drücken. Wir versprechen Ihnen, bald wieder zu kommen und sie versprechen uns, die Lodge gegen das Feuer zu schützen!
Verena und ich sind sehr traurig und wollen beide nicht so richtig nach Hause. Aber es nützt nichts, uns bleibt nur der Trost, dass wir ja jeder Zeit wieder herkommen können … Wir liegen noch lange wach und lassen diesen herrlichen Urlaub Revue passieren.
06.10.2006 Heute werden wir nicht von Benjamin geweckt, sondern von unserem Wecker, der uns unmissverständlich klarmacht, AUFSTEHEN! Gundula fährt uns zum Flughafen und wir verlassen dieses herrliche Land, das uns völlig in seinen Bann gezogen hat. Nach 9 Stunden Flug erreichen wir ohne Zwischenereignisse München und fahren nach Hause, wo wir sehr viel zu erzählen haben.
Ausblick: Ein herrlicher Urlaub ist zu Ende gegangen, doch der nächste Aufenthalt in Namibia ist schon fest eingeplant. Anfang April 2007 wird die Ugab Terrace Lodge fertig sein und Gudrun den ersten Reit-Trail führen. 1 Woche reiten wir auf Farmwegen, Rinderpfaden und Wildwechseln entlang des herrlichen Trockenflusses Ugab durch die Weite Namibias. Jeden Tag bestaunen wir aufs Neue diese unvergessliche Landschaft und reiche Tierwelt. Abends erwartet uns Gudruns Team im bereits aufgebauten Camp mit leckerem Essen und kühlen Getränken. Nachdem wir unsere Pferde versorgt haben, genießen wir den afrikanischen Sonnenuntergang und den endlos erscheinenden Sternenhimmel am Lagerfeuer in fröhlicher Runde. Nachts wird die Geräuschkulisse des afrikanischen Buschs nur durch das zufriedene Schnauben unserer Pferde unterbrochen. Nach diesem fantastischen Reit-Abenteuer erholen wir uns im Reit-Camp der Ugab Terrace Lodge, von wo aus wir jederzeit entspannende Sternritte mit unseren Pferden unternehmen können. Der Pool der Lodge lädt ein zum erfrischenden Bad mit einem atemberaubenden Blick. Außerdem ist ein 2-tägiger Ausflug in den Etosha Nationalpark geplant, der bei keinem Namibia-Aufenthalt fehlen darf. Dort beobachten wir die Tiere in freier Wildbahn: Löwen, Nashörner, Giraffen, Antilopen, Zebras, Gnus und natürlich Elefanten.
Stephanie Brunner
(Bilder und Text)
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