Bericht Yaylatour 2008 vom 15.6.-20.6. von Beysehir nach Tasagil
Gembos yolu 1.Alaaddin Keykubat Atli Yürüyüs
Unsere diesjährige Gebirgstour stand unter einem besonderem Motto. Es sollte eine alte Tradition wider erweckt werden. Zum einem ging es darum, die alte Seidenstrasse welche von Beysehir nach Tasagil ging und somit die kürzeste Verbindung zwischen Riviera und Anatolien war, wieder ins Leben und in Erinnerung zu rufen.
Dieser teils beschwerliche Weg über Bergpässe wurde benutzt um Salz von Konya nach Antalya zu liefern.
Rahvan Pferde – bequeme Passgänger, robust und trittsicher wie Bergziegen
Der zweite Grund war, aus der Wiege der Rahvan Pferde Zucht zu starten. Zu Zeiten des Selcuken Reichs und auch der Osmanen wurde ringsum den Beysehir See die besten Pferde für die Kriegsfeldzüge gezüchtet. Sie waren bequeme Passgänger, robust und trittsicher wie Bergziegen. Linktipp: Reiten in der Türkei Reiturlaub
Auch in der heutigen Zeit finden sich wieder Liebhaber und Züchter dieser Rasse, ein Mix zwischen Berber und Araber,zusammen, um gemeinsam, Türken sowie Europäer,alte historische Pfade zu betreten und dabei in atemberaubender Natur und Abenteuern im Tal der Wildpferde ein unvergessliches Erlebnis zu haben.
Ich werde nun einen Bericht verfassen und aus den Augen und Gedanken unserer Mitreiterin Britta erzählen. Britta ist seit 10 Jahren Stammgast bei Mustafa und Beate. Sie stammt aus der Großstadt Dortmund und ist dort Altenpflegerin. Ein sicher sehr anstrengender Beruf. Seit dem Bericht der Gebirgstour 2007 stand für Britta fest,das sie im nächsten Jahr dabei sein will. Nun, lassen wir Britta erzählen:
Ich bin, um mich zuerst vom Job zu erholen schon am 9.6. als erste der Teilnehmer in West-Virginia-City angereist. Somit hatte ich genug Zeit mich an das Klima und aufs Reiten vorzubereiten. Ich habe sonst in Deutschland keine Möglichkeit zu Reiten, und musste deshalb um großen Muskelkater zu vermeiden, langsam etwas Kondition aufbauen. Auch wollte ich mich nicht blamieren, dachte ich doch, das am Trail nur Reitprofis teilnehmen werden. Was,wie sich später rausstellte gar nicht der Fall war. Selbst Pferdebesitzer und auch Beate die Ranchbetreiberin hingen durch und waren k.o.
Trailritt nicht nur für Reitprofis
Bis zu unserer Abreise war noch viel Arbeit auf der West-Virginia Ranch zu erledigen. Alles wuselte nur so herum. Alle Kinderclubs und Veranstalter wollten schnell noch Reiten, bevor dann 2 Wochen lang, auf Grund Pferdemangels,die Ranch nur mit halber Kraft arbeitete. Am Abend des 14.6. war es dann soweit. Der Transporter kam und um 18.00 Uhr wurden die Pferde aufgeladen. Sie fuhren etwas früher ab, damit sie sich von der Reise noch erholen konnten. Mit dem Transporter fuhren Herbert, Özcan und Mustafa mit, die sich dann vor Ort um die Pferde kümmerten. Wie es oft in der Türkei so ist, ging natürlich erstmal der Transporter unterwegs kaputt, so das die Pferde ein zweites Mal verladen werden mussten. Ich und die restlichen Teilnehmer fuhren mit Beate am nächsten Morgen nach Beysehir. Schon während der Fahrt musste ich mich öfters zwicken lassen, um sicher zu stellen, daß ich nicht träume sondern wirklich wach bin. Die Landschaft ist wunderschön. Ich als Dortmunderin fühle mich zu Hause immer wie in einer Kiste eingesperrt. Keine Luft, immer Wolken, Lärm und Stress. Hier empfinde ich ein Gefühl von Freiheit und diese Weite und Schönheit dieses Landes macht mir mein Herz warm.
Als wir den Bergpass passiert hatten und unter uns den See liegen sahen, war ich fasziniert und aufgeregt zu gleich. Was wird passieren, werde ich alles gut überstehen? Wir mussten uns beeilen, denn wir wurden schon zum Frühstück erwartet. Unsere Begleiter aus Beysehir hatten sich die Mühe gemacht, uns am See in einem netten Lokal mit einem zauberhaftem Frühstück zu empfangen. Es war ihnen gelungen. In dieser Atmosphäre und mit einem Kaffee in der Hand, war für mich das Kennenlernen der Mitreiter schon etwas entspannter. Ich bin nämlich Fremden gegenüber immer erst sehr zurückhaltend und schüchtern. Aber so,war es toll. Ich hatte sogar Appetit. Was mir in Deutschland nie passiert. Sonst beginne ich den Tag immer mit Zigarette und mind. 5 Kaffees. Aber Beate hatte es mir ausdrücklich verboten. Sie sagte, wenn ich nicht Frühstücke darf ich nicht Reiten. Sie musste mich nicht mal ermahnen. Der frische Schafskäse und leckere Honig rutschten von ganz alleine den Hals runter. Ich staunte über mich selbst. Danach ging es zu den Pferden. Sie waren im Rahvanclub im Stall untergebracht, hatten gut geschlafen und sich erholt. Die Verteilung, wer welches Pferd reitet stand vorher schon fest. Somit konnten wir gleich loslegen und jeder sein Pferd satteln. Für mich stand Dadas bereit. Ein 4 jähriger Hengst, welcher ausserordentlich brav, ruhig und ausgeglichen ist. Beate hatte für mich ausserdem einen bequemen Westernsattel ausgesucht, sodas ich rundum gut versorgt war. Dann wurden die Pferde der 2 türk. Begleiter aus Beysehir aus dem Stall geholt. Sie waren völlig aufgeregt und standen überhaupt nicht still. Oh je dachte ich mir, was soll das werden? Die Besitzer dazu, waren nicht viel besser. Auch sie waren nervös. Beschäftigten sie sich doch nur damit, mit welcher Hose, Weste, Stiefel sie ein besseres Bild abgeben würden. Wir konnten alle nur darüber lachen. Und los ging es.
Vor uns lagen nun 140 km und ein Bergpass
Mitten durch die Stadt an den historischen Stätten wie die Esrefoglu Moschee vorbei, über die Brücke bis zum Stadtpark. Dort wurden wir mit grossem Trubel schon erwartet. Die Presse und das Fernsehen stürzten sich auf uns. Nur leider verstand ich kein Wort. Beate hielt dann auf Deutsch eine Ansprache und entlich wusste auch ich worum es ging. Der Bürgermeister der Stadt bedankte sich bei uns und wünschte alles Gute für den Ritt. Der Startschuss fiel und ich dachte nur, was jetzt? Na dann werde ich mal den Anderen hinterher Reiten. Es ging los. Vor uns lagen nun 140km und ein Bergpass.
Beate meinte, nun werden wir bis zum Abend Reiten. Alle waren aufgeregt. Am meisten unsere Türkischen Männer. Denn sie hatten vorher noch nie so einen grossen Ritt gemacht und wussten somit auch nicht, das man sein Pferd dabei schohnen muss und nicht gleich auf den ersten guten Wegen verheizen sollte. Ich hörte immer Mustafa nach Öscan rufen, das er langsam Reiten soll. Er aber freute sich wie ein kleines Kind. Und gab ständig Gas. Einmal ist ihm sogar das Pferd ausser Kontrolle geraten und fast auf dem Asphalt ausgerutscht. Erst dann hielt er inne und nahm unsere Tipps an. Am letzten Restaurant von Beysehir wurden wir noch mal mit Paukenmusik und Ayran empfangen. Und dann begann ein entloser Weg. Entlos in dem Sinne, weil wir am Rand der Asphalt Strasse ritten, die am Horizont kein Ende nehmen wollte. Es machte uns müde und lustlos. Dennoch gab ich nicht auf. Das werde ich schon schaffen, dachte ich mir. Erst am späten Abend kamen wir in dem Ort Kayabasi an. Es kam uns ein verrückter Reiter mit einem ebenso verrücktem Pferd entgegen. Das Pferd von Carmen war sofort auf Streit aus, stieg und buckelte. Mir blieb die Luft weg. Aber Carmen als Profireiterin hatte Spass daran, entlich kam Aktion in die Sache, meinte sie. Ich hoffte nur, daß mein Pferd sich nicht anstecken liess. Das zuckte aber nicht mal mit der Wimper, uff war ich froh.
Der Übernachtungsplatz war der Dorfplatz
Der hiesige Bürgermeister nahm uns in Empfang und tischte uns erfrischende Melone und zum Abendessen Zander und Köfte auf. Der Übernachtungsplatz war der Dorfplatz, wo Veranstaltungen stattfanden. Saftige grüne Wiese und saubere Toiletten und Waschräume. Ich war sehr überrascht und froh zu gleich. Sehnte ich mich doch schon nach dem ersten Tag nach einer Dusche. Die Sonne hatte uns schon gehörig das Fell verbrannt. Ein bischen kribbelig war ich zu dem, weil ich nicht wusste wo Beate mich für die Nacht zum Schlafen eingeteilt hatte. Als sie mir dann entlich sagte,das ich ein Zelt für mich ganz alleine haben durfte, war ich erleichtert. Todmüde fiel ich dann auf meine Matratze. Mitten in der Nacht, wurde ich durch aufregtes Rufen und Pferdewiehern geweckt. Ein Pferd der Türken hatte sich losgerissen und ging lustig zu den anderen zum Spielen. Was unter Hengsten nicht ganz ungefährlich ist. Schnell waren die Männer dabei und hatten es eingefangen. Wahrscheinlich fühlten sich die Pferde wie im Frühling, denn es waren angenehm kühle Temperaturen in der Nacht.
Am Morgen weckte mich der leckere Duft nach frischem Kaffee. Beate hatte schon das Frühstück vorbereitet, denn wir durften nicht allzu spät aufbrechen, damit wir unser gestecktes Tagesziel erreichten. Aus den Gesprächen hörte ich heraus, das Beate sauer über die Strecke war. Es war wohl vorher anders abgesprochen und auch kontrolliert wurden. Unsere türk. Begleiter meinten, das es bequemer und leichter ist am Straßenrand weiter zureiten. Beate platzte fasst vor Wut, das sah ich ihr an den Augen an, aber sie riss sich zusammen und ließ die Türken Sükrü und Hayri weiter die Truppe anführen. Da Leo und ich kein Rahvanpferd hatten, ließen wir uns oft zurückfallen. Es ist anstrengender zu sitzen. Unsere Pferde hatten nur 3 Gänge.
Sofort waren wir von vielen Kindern umringt
Während die Rahvans im bequemen Tölt immer tribbel trabbel ohne müde zu werden vor uns her gingen. Da ich nicht genau wusste wie weit wir heute würden und wann wir wieder auf unser Begleitfahrzeug stoßen würden, steckte ich mir einen langen Strohhalm in den Mund, um meine Zigarettensucht zu lindern. Dabei liess ich mir immer wieder durch den Kopf gehen, doch ganz mit der Raucherei aufzuhören. Nur, so starken Willen konnte ich dann doch nicht aufbringen. Schade eigentlich! Bis Mittag hatten wir ein kleines altes Dorf erreicht mit dem Namen Pinarbasi. Auf dem Dorfplatz vor der Teestube machten wir kurze Pause. Sofort waren wir von vielen Kindern umringt. Beate zauberte aus dem Auto eine Tüte Bonbons heraus. Unsere Kinder Enes und Efe durften sie verteilen. Stolz erzählten sie dabei ihre Erlebnisse. Kurz danach gings weiter und wir kamen in das grüne Tal Gembos Ova. Hier sah man vereinzelt die originale Seidenstrasse. Man erkannte sie an kleinen Kopfsteinen die gepflastert waren. Oder an alten Ziehbrunnen, welche immer noch in Betrieb waren.
Bis zum Mittag sollten wir das Dorf Baslar und somit das Enif Yayla mit dem Tal der Wildpferde erreichen
Ab und zu trafen wir Hirten, welche uns berichteten das sie von Manavgat stammten und extra in den Sommermonaten die kühle gesunde Bergluft aufsuchten, damit ihre Tiere nicht an Gewicht verloren. Inspiriert durch die geraden sandigen Wege, gaben wir den Pferden nun auch mal das Kommando zum Galoppieren. Oh war das schön. Sogar Leo gab richtig Gas und sauste an allen vorbei. Trotz der Schönheit des Tales waren wir auf Grund der Sonne müde geworden. Endlich kam ein Wasserbrunnen und dort wurde erstmal Pause gemacht. Unsere Begleiter brachten uns frische Melone und einen Imbiss. Das tat gut! Wir ruhten uns aus, um dann noch einmal für 4 Stunden das Pferd zu besteigen. Die letzte Stunde erwies sich aber schon für Alle als sehr beschwerlich. Die letzte Hürde war ein steiler Berg, welcher von Reiter und Pferd alle Kräfte verlangte. Wir stiegen danach alle ab,damit sich die Pferde erholen konnten. Zu Fuß ging es bis zum Abendcamp. Wenn ich zurückdenke,war es wohl der anstrengendste Tag. Sofort nach dem Abendessen fiel ich in mein Zelt. Die erwünschte Ruhe sollte aber nicht von Dauer sein. Plötzlich befand sich mein Zelt nämlich mitten in einer Schaf und Ziegenherde. Ängstlich schaute ich raus. Es waren hunderte, die kamen um an der Wasserstelle zu trinken. Auch sie schauten mich an,entschieden sich dann aber fürs Wasser und zogen mit ihrem Hirten weiter. Am Dienstag morgen waren wir alle gut gelaunt und fit. Denn wir wussten, dass wir schon bis zum Mittag das Dorf Baslar und somit das Enif Yayla mit dem Tal der Wildpferde erreichen würden.
Der Weg führte auf alten historischen Pfaden durch Wälder und an einem ausgedorrtem Flussbett entlang
Der Weg führte auf alten historischen Pfaden durch Wälder und an einem ausgedorrtem Flussbett entlang. Carmen, die Hobbybotanikerin ist, bestaunte die abstrakten Bäume, welche teils einen hohlen Bauch hatten und uralt waren. Leo, dessen Pferd Dogan immer wegrutschte, liess sich endlich auf einen Tausch mit mir ein. Ich war leichter und Dogan konnte sich so etwas erholen. Im Nu hatten wir das Dorf erreicht und wurden so gleich von den Dorfbewohnern herzlich begrüßt. Sie luden uns sogar zum Mittagessen ein. Während wir aßen, hatte Beate etwas abseits eine heftige Auseinandersetzung mit unseren türk. Führern, die der Meinung waren, wir sollten sofort ohne Pause weiter reiten und das nächste Dorf Bedigin erreichen, wo uns der Bürgermeister erwartete. Es wären doch nur 22 km und leicht zu schaffen. Sie liess sich nicht überreden und drohte auch damit die Tour hier sofort abzubrechen und getrennter Wege zu gehen. Denn ohne einen Tag im Tal der Wildpferde zu verbringen, hätte für sie und die angereisten Gäste die Tour keinen Sinn. Also mussten sich die Männer Zähneknirschend unterordnen. Beate hatte deswegen nicht mal ein schlechtes Gewissen, wußte sie doch, wenn die Truppe erstmal im Tal ist, und die Wildpferde sehen, ebenso die Schönheit und Weite dieses Tales, werden sie ihr dankbar sein, dass sie sich durchgesetzt hatte. So war es auch. Das Abenteuer begann.
Im Tal der Wildpferde
Jeder Einzelne vergaß plötzlich seine Schmerzen im Po und Knie und jagte den Wildpferden hinterher. Mein Pferd Dogan war ebenso aufgeregt wie ich. Er wieherte und lief mit erhobenem Schweif, aber gut von mir kontrollierbar hinterher. Beate ermahnte mich in der Nähe der Truppe zu bleiben, sonst würde sich Dogan zu sehr aufregen. Sie ritt dann , um mir Sicherheit zu vermitteln, neben mir. Ich kann dieses Gefühl gar nicht beschreiben. Ich dachte ich befinde mich in einer anderen Welt und es ist alles nicht wahr. Mustafa fand ein Pferd was sich in einer Schlinge verheddert hatte und befreite es.
Linktipp: Wildpferde Informationen
Unglaublich, und wie als würde sich der Hengst bedanken wollen, blieb er stehen und sah uns hinterher. Wir dachten, er würde sofort lospreschen. Herbert und Carmen wagten sich an die Rinderherden und trieben sie ein Stück vor sich her. Ich hatte ja schon viel von dem Tal gehört und von den Pferden. Man muss es selbst gesehen und erlebt haben. Auch sind dieses Jahr, laut Beate, besonders viele Fohlen geboren wurden, so das der Pferdebestand so an die 250 Stück sein musste. Wunderschöne Tiere. Nicht mal schreckhaft, sondern eher neugierig auf uns. Ich konnte mich nicht satt sehen. Am Ende des Tales an einem Hügel mit bestem Ausblick schlugen wir unsere Zelte auf. In den Augen der Türken konnte ich ein leuchten sehen. Sie waren ebenfalls ergriffen und zugleich beschämt, sich von Beate die Schönheit ihres Landes zeigen zu lassen. Sie begriffen nun auch, warum Beate darauf bestand jeglichen Müll von uns wieder ins Auto zu laden und nichts zu hinterlassen an den Lagerstellen. Warum? Dieser einzigartigen Natur zu liebe.
Stellenweise hatte ich das Gefühl im Kino vor einer Dreidimensionalen Leinwand zu sitzen
Am Abend bekamen wir Besuch von den Schafhirten,welche sich zu uns ans Feuer gesellten. Die türk. Garde war heute dran gewesen und hatte uns Hähnchen nach ganz besonderer alter Tradition zu bereitet. Mit Skepsis beobachteten wir die Vorbereitungen. Frische Hähnchen wurden auf einen Holzspiess gesteckt welcher in der Erde stach. Darauf wurde ein leerer Speiseölbehälter gestülpt und dann das ganze mit Grillkohle umrandet. Dann tanzten unsere türk. Männer wie wild ums Feuer. Gehört zum Ritual meinten sie. Carmen gesellte sich dazu und tanzte mit. Nach ca.1 Stunde waren daraus die leckersten Hähnchen entstanden, die ich je gegessen hatte. Es war ein so schöner Abend gewesen. So viel habe ich selten gelacht. Trotz der wenigen Sprachkenntnisse verstanden wir uns blendend. Am nächsten Morgen waren Beate und Leo nach Antalya gefahren um dringende geschäftliche Dinge zu erledigen und ich hatte versprochen das Frühstück herzurichten. Ich, die mit kochen nun rein gar nichts am Hut hatte,s ollte türk.Tee brühen. Oje, da hatten wir das Dilemma. Mustafa und die Anderen verzogen das Gesicht bis zu den Ohren aber wagten nicht mich zu kritisieren. Sie brühten sich ohne Worte selbst noch einmal ihren Tee. Dann passierte es. Wie ich schon vom letzten Jahr gehört hatte, reissen sich schon mal die Hengste los und versuchen den Herden in die Freiheit zu folgen. Auch heute war wieder so ein Erlebnis. Das junge Pferd von Sükrü war der Favorit. Lief den Schwanz in die Höhe gestellt mit wehender Mähne den Stuten entgegen. Natürlich bekam auch er seine Prügel vom Wildhengst und es dauerte gar nicht lange da kam er gesenkten Hauptes zurück. Sein Besitzer stand fassungslos da und ihm liefen vor Rührung und Glück die Tränen. Ich saß derweil da und beobachtete alles. Stellenweise hatte ich das Gefühl im Kino vor einer Dreidimensionalen Leinwand zu sitzen. Deshalb genoss ich den Tag ohne zu Reiten nur auf einem Baumstamm sitzend ,die Landschaft und Naturereignisse in mich aufsaugend.
Die schmale Seidenstrasse führt an steilen Abhängen entlang
Während alle anderen sich mit den Herden beschäftigten. Die Kinder Efe und Enes tobten ganz ausgelassen an den Wasserstellen. Da außer Carmens Mann niemand mehr im Camp war, dachte ich mir, ich versuche mal die Dusche (ein Schlauch an einer Quelle angeschlossen) Brrr,das Wasser hatte vielleicht 10 Grad. Nach einer überwindungsphase mit Zähne zusammen beissen,g enoss ich die Erfrischung und fühlte mich hinterher wie neu geboren. In Deutschland würde ich nie auf die Idee kommen mit kaltem Wasser zu duschen. Der Genuss dieses Quellwassers bekam meinem Magen und Darm, selbst meiner ständig gereizten Haut super gut. Am Abend kochte Musti mein Lieblingsessen, Melemen (Rührei mit Tomate und Pepperoni) Auch hier fiel ich wieder in tiefen Schlaf und hatte wunderschöne Träume. Morgends hiess es dann Pferde satteln; Zelte abbrechen und los ging es über den Bergkamm( Akdag 2000m Höhe) in Richtung Bedigin. Schon nachdem wir den Kamm überquert hatten und das Meer in Sicht bekamen merkte man wie schnell sich auch die Luft erwärmte. Es wurde zusehends heißer. Immer wieder fragte ich mich,wie haben die Leute das früher geschafft? Wenn ich die alte Seidenstrasse so vor mir sah, klein und an so steilen Abhängen entlang. Da sich das Pferd von Herbert verletzt hatte ,verzichtete Beate aufs Reiten und ich bekam ihr Rahvan Pferd Azil. Wauh so bequem hatte ich es mir nicht erträumt. Herbert wechselte auf Dadas. So lernte er mal den Unterschied und begriff warum ich immer die Letzte war. Er wurde zusehends gereizter und genervt. Özcans Pferd verlor beim Abstieg ein Hufeisen und konnte nicht mehr laufen. Somit musste auch er ab und zu laufen. Irgentwann liefen wir Alle, da es immer schwerer und heißer für die Pferde wurde. Kein Wasser weit und breit zu sehen war. Ich konnte mich nur noch auf den Beinen halten,weil mich Leo mit seinen Witzen abgelenkt hatte. Er sah hinter jeder Kurve die Schinkenstrasse und ich ne Melonenbar.
Beate die mit dem Auto vorweg gefahren war, wusste sicher wie wir uns fühlten und schickte uns Wasser entgegen. Somit schafften wir den letzten Rest nur unter grosser Anstrengung doch noch. Unser Ziel war die Kervanserei Kargihan vor dem Dorf Bedigin, gelegen an einem kleinem Flüsschen. Ich führte mein Pferd mit Schuhe und Hose in den Fluss. Ich glaube auch es zischen gehört zu haben. Wir warfen uns alle in das rettende Wasser. Der dortige Bürgermeister empfing uns freundlicherweise mit Melone,Fladenbrot und kalten Getränken. Kümmerte sich ganz rührend um uns. Sicher bedingt dadurch, weil wir beim Start in Beysehir in allen regionalen Sendern und Tageszeitungen abgebildet waren, hatten wir mit unserer Tour Aufsehen erregt. Wir schlugen unser letztes Nachtlager in Mitten der gut erhaltenen Kervanserei auf. Irre ,was das für ein Gefühl war. Man vergass die Anstrengung des Tages und liess sich hinreissen zum Träumen wie es wohl früher gewesen war.
…und für Alle stand fest im nächsten Jahr sind wir wieder dabei.
Die Männer entzündeten ein Lagerfeuer und der Vollmond schien genau in den Innenhof. Eine Kulisse wie im Theater. Beate startete eine Umfrage und jeder sollte ihr sein schönstes Erlebnis und den schönsten Tag schildern. Es ging ganz fix, denn jeder Einzelne von uns sagte das Gleiche. Am allerschönsten war es im Enif Yayla bei den Wildpferden. Sogar unsere türk. Reiter sagten mit Tränen in den Augen, daß sie so etwas noch nie erlebt hätten und Beate und Mustafa zu tiefst dankbar dafür sind, daß sie bei dieser Tour dabei sein durften. Mir stand ein Kloß im Hals, so berührt war ich. Und für Alle stand fest im nächsten Jahr sind wir wieder dabei.
Am Morgen gab es noch eine kleine Ansprache vom Bürgermeister und ab gings zur letzten Etappe. 27 km bis Tasagil das Endziel. Wo wir vom dortigen Bürgermeister mit Pauken und Trompeten sowie der Presse erwartet wurden. Leider kam es anders. Durch einen grossen Waldbrand wurde die Stadtwirtschaft in höchsten Anspruch genommen und wir verstanden natürlich das wir nicht im Vordergrund standen. Erst am Abend gab der Bürgermeister einen kleinen Empfang mit Ansprache, Danke Schön und Entschuldigung.
Unsere Truppe verabschiedete sich traurig und am nächsten Tag schon begann der Flughafentransfer. Ich flog am Montag ab mit grossem Geheule. Ich konnte mich nicht losreissen. So passierte es, das ich darauf den Montag wieder am Flughafen von Antalya stand.
Für Beate und Mustafa wechselten die Touristen und ab ging es Retour zurück ins Yayla für noch eine Woche.
Weitere Informationen zu dieser Tour und zu einem Reiturlaub und Wanderreiten in der Türkei findet man unter :
www.west-virginia-city.de
Schlussworte von Beate:
- Unsere Türkischen Begleiter Sükrü, Hayri sowie die Crew des Begleitfahrzeuges wollen im nächsten Jahr mit noch größerer Teilnahme glänzen.
- Carmen und Mann Peter sind ebenfalls dabei und bringen noch Freunde mit.
- Herbert hat sein Zelt gleich auf der Ranch gelassen und sich schon für einen Zwischenurlaub im September angemeldet. Auch er freut sich wieder dabei sein zu dürfen. Leo war stolz das er gut durchgehalten hatte und nun mit seiner Tochter, die Reitstunden in Deutschland nimmt, mitreden kann.
- Britta, ja ein schwieriger Fall! Sie hat sich in den Kopf gesetzt auszuwandern und für immer bei uns zu bleiben. Wir wünschen ihr viel Erfolg und freuen uns sehr drauf.
- Beate und Mustafa sind trotz der Anstrengung überglücklich, zu gleich voll damit beschäftigt, das Tal der Wildpferde zu schützen.
- Wer im nächsten Jahr bei einem Trail dabei sein möchte, sollte sich bis Januar per Email bei uns melden. Auch wer nur mal einen Tag dorthin einen Ausflug mit Auto machen möchte, kann sich jederzeit an uns wenden.
[…] Der zweite Grund war, aus der Wiege der Rahvan Pferde Zucht zu starten. Zu Zeiten des Selcuken Reichs und auch der Osmanen wurden ringsum des Beysehir See die besten Pferde für die Kriegsfeldzüge gezüchtet. Sie waren bequeme Passgänger, robust und trittsicher wie Bergziegen. Hier gehts weiter….. […]