Erfahrungsbericht von einem Reiturlaub
Lange hatte ich den Wunsch gehegt, einen weiteren Ritt mit meinem Pferd zu planen und auch zu schaffen, so daß ich die Möglichkeit beim Schopfe packte und einen Escortritt von unserem Hof zur Reitwanderstation „Nomaden zu Pferd“ auf dem Tomeshof in Wegberg-Schwaam buchte.Von unbezahlbarem Vorteil war natürlich, daß ich das Nomadenteam bereits gut kannte, hatten wir doch gute 1,5 Jahre in einem Stall gestanden und bereits zahlreiche Ausritte zusammen gemacht.
Trotzdem, ein Ritt von ca. 35 Kilometern, 6 Stunden im Sattel, das war auch für mich, die zwar fast täglich auf dem Pferderücken zubrachte und recht konditioniert war, doch eine Herausforderung.
Der Check durch den Tierarzt – schließlich handelt es sich bei meinem vierbeinigen Begleiter um einen schon etwas älteren „Herrn“ -, ergab die durchaus positive Prognose fürs Pferd und mit einem Augenzwinkern die Bemerkung des Veterinärs: Ihr Wallach schafft das locker, Sie auch??
Außerdem gab er uns noch den guten Rat mit auf den Weg, am nächsten Tag nicht zu pausieren, damit wir beide, Pferd und Reiter, dem Muskelkater gleich ein Schnäppchen schlagen.
An einem sonnigen Mittwochmorgen, kurz nach Ostern, war es dann endlich soweit.
Pünktlich auf die Minute, wie abgesprochen, fuhr der Nomadenhänger auf unserem Stallparkplatz vor, bereit, das Begleitpferd und den Rittführer Helmut aus- und unser Welshpony einzuladen. Dem Kleinen wollten wir die lange Tour nicht zumuten, was sich letztlich als unnötige Vorsichtsmaßnahme herausstellte. Das Pony lief locker an den folgenden Tagen mit seinen großen Weggefährten mit und schaffte Kilometer für Kilometer mit Leichtigkeit.
Das Begleitpferd, die coole und ausdauernde Tessa , wurde ausgeladen und gesattelt und nachdem wir Kinder und Pony in Hänger und Auto verfrachtet und mit Andreas auf den Weg geschickt hatten, ging es los. Die erste Herausforderung stellte sich gleich kurz nach Verlassen des Stalles ein, als wir einen großen Parkplatz passieren mussten, auf dem es gerade einen Trödelmarkt gab. Sandro war etwas nervös, orientierte sich aber an der völlig ausgeglichenen und ruhigen Tessa und so meisterten wir diese erste -f ür mich kritische Situation – mit Bravour.
Die Route führte uns durch schattiges Waldgebiet und über sonnige Wirtschaftswege und wir kamen aus dem Plaudern nicht heraus, so viel gab es zu erzählen und zu berichten und nur ein zwischendurch eingelegter Galopp brachte uns kurz zum Schweigen.
Die erste Pause machten wir recht früh auf einem Reithof, auf dem Helmut früher seine Turnierpferde stehen hatte und den er ab und zu immer noch besuchte. Sandro ist nun ein Pferd, das sich sehr ungern und schon gar nicht in unbekanntem Terrain anbinden lässt, aber Helmut meinte zuversichtlich, ich solle ihm einfach vertrauen und mich darauf verlassen, daß alles gut klappen würde. Ich vertraute ihm natürlich, weil er einfach weiß, was er tut und was er den Pferden zumuten kann, und so kamen wir zu einem gemütlichen Grappa und einer Tasse stärkendem Kaffee. Natürlich war Sandro ein wenig nervös, aber Tessa – wieder die Ruhe selbst – schien auch dieses Mal eine äußerst beruhigende Wirkung auf ihn zu haben.
Die kurze Pause tat beiden Pferden gut und mit neuen Kräften ging es weiter. Die tollste Erfahrung für mich war, daß mein Pferd ausdauernd und weitestgehend unerschrocken Autobahnbrücken, Schnellstraßen, Wohngebiete und Wege querfeldein passierte und sich mit jedem Kilometer mehr total entspannte. Helmut kannte die schönsten Wege und wir haben richtig getrödelt, weil es so viel zu berichten gab und wir uns tatsächlich immer wieder mal zu einem Trab und Galopp „aufraffen“ mussten, um ein wenig Zeit herauszuholen.
Unsere nächste Pause war dann für mich noch etwas spannender, weil wir in einem Waldgasthof einkehrten und eine ausgedehnte Mittagspause abhielten. Das hieß nun Pferde absatteln, Halfter anziehen, anbinden, grasen lassen und entspannen. Und es funktionierte tatsächlich, ich freute mich wie Bolle, daß mein Pferd ruhig und souverän mit Tessa graste und sich offenbar auch seines Lebens freute.
Bei Schnitzel und Salat, einem abschließenden Kaffee und viel Sonnenschein auf der gepflegten Terrasse verging die Mittagszeit wie im Fluge und wir traten die letzten 15 Kilometer an.
Sandro hatte die Pause gut getan, er war total ausgeruht und voller Tatdrang und ich freute mich einfach nur über diesen tollen Ritt.
Mittlerweile hatte ich komplett die Orientierung verloren und hätte vermutlich nur schwerlich den Weg zum Thomeshof gefunden, aber im Grunde war es mir auch egal. Ich genoß diesen Ritt so wie sonst lange nichts mehr und ich glaube, ich hätte noch Stunden so weiter reiten können. Keine Ermüdung seitens des Pferdes und keine Ermüdung meinerseits. Das absolute Entspannungserlebnis!
Umso erstaunter war ich, als wir – waren wir nicht gerade erst losgeritten? – die Straße zum Thomeshof passierten, wo uns meine Kinder und ein aufgeregtes Pony in Empfang nahmen.
Der Adrenalinpegel in meinem Körper war während des Rittes so hoch, daß ich die tatsächliche Anstrengung erst merkte, als ich in Wegberg aus dem Sattel stieg. Gute 6 Stunden und knapp 40 Kilometer, das hatte ich noch nie geritten und ich war mächtig stolz auf mich, mehr aber noch auf meinen tollen Sandro, der trotz der für ihn ungewohnten Anstrengung nicht ein nasses Härchen hatte.
Nach dem Versorgen der Pferde, und einem weiteren Kaffee, merkte ich jedoch meine Muskeln zunehmend und Ermangelung einer hauseigenen Sauna war dann doch ein langes und ausgiebiges Bad angesagt. Den Rat des Tierarztes habe ich befolgt: die nächsten drei Tage haben Sandro und ich mehrere Touren mitgeritten, ingesamt werden es wohl um die 70 Kilometer gewesen sein, die wir absolviert haben.
Die nächsten Sternenritte und Touren in Wegberg und Umgebung sind bereits gebucht, aber wir genießen es auch, als Familie den Nomaden ab und zu einen Besuch abzustatten, in der Sonne Kaffee oder Bier zu trinken, die Ruhe und die Pferde zu genießen und sich einfach wohl zu fühlen.
Diese Art es Reitens hat einen ganz besonderen Erholungswert und lässt die Seele baumeln. Ein netter Freund des Nomandenteams hat einen ganz besonderen Satz auf einer der letzten Touren gesagt:.
DAS LEBEN IST ZU KURZ, UM IN DER HALLE ZU REITEN UND SCHLECHTEN WEIN ZU TRINKEN.
Das unterschreibe ich!! Sofort und voller Überzeugung!
Mehr Infos gibt es hier: www.nomaden-zu-pferd.de
oder bei Reiten-weltweit.de Wandereiten in Deutschland
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.